„DAS ABENDROT“

 

Am 06.11.09 kam Frau Luckas zu uns in die Kultur- und Kinderkirche Eichstädt, um im Rahmen der 20. Berliner Märchentage Geschichten und Märchen zu erzählen.

Das Wetter zeigte sich an diesem Abend von seiner herbstlichen Seite.
Der Wind pfiff um die Kirchenmauern und ab und zu regnete es.
In unserer gut geheizten Kirche entledigten die Zuschauer sich schnell ihrer
Jacken und Mäntel und blickten bei Kerzenschein und Punsch erwartungsvoll dieser Märchenveranstaltung entgegen. Märchen für Erwachsene?

So etwas kannte bis dahin niemand von uns.
 
Frau Luckas erschien zwar in festlicher Garderobe, aber nicht - so wie einige von uns es erwartet hatten - verkleidet in einem Kostüm. Auch die Dekoration, die sich auf ein goldenes Tuch, einen Blumenstrauß und eine Kerze beschränkte, erschien uns eher spärlich.  

Sie stimmte uns mit einem Lied auf diesen Abend ein. Mit ihrer kraftvollen schönen Stimme übertönte sie mühelos das von ihr gespielte Akkordeon.

Und dann begann sie zu erzählen.
Einige Zuschauer lauschten sofort sehr aufmerksam und konzentriert Frau Luckas Worten. Andere brauchten ein wenig Zeit, um sich auf das Zuhören einzulassen. Wer aus der Hektik des Alltags in diese Veranstaltung stolpert, erfährt eine behutsame Verlangsamung des Tempos. Nach fünfzehn Minuten waren wir alle in der Welt  der zum Teil sehr alten Märchen und Geschichten angekommen.

Die sechzig Minuten vergingen viel zu schnell und so verlängerten wir das Zusammensein mit Frau Luckas, indem wir Fragen stellten, die wir schon immer zu Märchen hatten oder sich uns aus den Geschichten heraus stellten.

Auf einer Geburtstagsfeier in unserem Dorf -kurz vor Weihnachten- erzählte eine Dame eine Geschichte. Es war die Geschichte von der Schale, die sich für unzulänglich und wenig wertvoll hielt, weil sie einen Riss hatte. Da ich wusste, dass die Erzählerin am 06.11.09 nicht unter den Zuhörern in der Kirche war, fragte ich sie, woher sie diese Geschichte kenne. Sie hatte sie vor kurzem von einer anderen Dorfbewohnerin erzählt bekommen und weil ihr dieses Märchen  so gut gefiele, würde sie es auch gerne weiter erzählen.

Dank des schönen Abends mit Frau Luckas setzt sich die Tradition des Geschichtenerzählens fort.

Danke!

 

Michaela Dingler
2. Vorsitzende des Förderkreises „Kultur- und Kinderkirche Eichstädt e. V.“